Angst davor, dass Sessions nicht richtig funktionieren?
Lady MaR fragt:
Ich bin seit ca. einem halben Jahr mit meinem Freund zusammen und er hat mich in die BDSM Szene eingeführt. Er macht das schon seit knapp drei Jahren und hat schon sehr viele Erfahrungen gemacht. Ich habe mich sehr viel mit ihm darüber unterhalten, darüber gelesen und mittlerweile auch schon einige Erfahrungen gemacht. Ich habe auf deiner Seite bereits den Femdom-Test gemacht und dieser hat mich zuversichtlich gestimmt. Es macht mir Spaß mit ihm zu spielen, ihn zu fesseln, zu schlagen…
Ich habe auch Fantasien im Kopf und er sagt mir auch stetig ich darf einfach ausprobieren und wenn ich Lust habe soll ich einfach machen – und genau da kommt mein \“Problem\“ Wir leben in einer monogamen Beziehung und für mich ist es gerade jetzt am Anfang sehr schwer einen richtigen Anfang für Session zu finden bzw. einfach meine Dominanz heraushängen zu lassen und zu sagen \“Jetzt will ich\“. Ich glaube manchmal, weil ich Angst habe es funktioniert nicht richtig oder es könnte ihm nicht gefallen!
Hast du vielleicht einen Tipp für mich, wie ich besser über meinen Schatten springen könnte? Oder Anregungen, wie ich das Spiel besser in den Alltag einbringen könnte?
MfG Lady MaR
Liebe Lady MaR
Vielen herzlichen Dank für deine wirklich mutige und aufrichtige Frage! Nur wenn man sich dieser Angst ehrlich stellt, kann man sie überwinden. Ich kann dir versichern, dass du nicht alleine da stehst, und dass genau diese Angst fast alle FemDoms haben, die in einer festen Beziehung sind und beginnen, BDSM als Femdompaar auszuleben.
Die Angst vor dem Misslingen?
Diese Angst ist nicht aussergewöhnlich und absolut gerechtfertigt. Schliesslich ist man nach der Session immer noch zusammen, erwartet eventuell Besuch, will noch einkaufen gehen, oder schläft danach als Paar unter der gemeinsamen Bettdecke. Nach einer Session geht der Alltag einfach weiter. Selbst wenn aus dem Spiel nach und nach eine eindeutige Femdombeziehung werden würde, nach Sessions kommt das alltägliche Leben garantiert wieder. Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass ich die selben Ängste hatte wie du, als Femdom in unser gemeinsames Eheleben kam.
Die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung durch den Sub
Ja, genau, Ablehnung und Zurückweisung! Das liegt im Grunde der anfänglichen Angst. FemDoms müssen sich zeigen, wenn sie eine Session machen. Sich körperlich nackt zu machen und zu zeigen, wie es die Subs oft machen müssen, ist nicht immer einfach. Als FemDom aber ist es jedoch ebenfalls ein entblössen, ein entblössen der Seele, in dem sie zeigt, was sie will, was sie erregt und was sie anmacht. Die Herrin geht stets ein sehr grosses Risiko damit ein, und das vergessen viele Subs einfach. Sie sind es, die Nutzniesser davon sind, dass sie etwas tut! Und Tun ist auch die Macht, die die FemDom hat. Machen gleich Macht! Diese Macht kann zur Ohnmacht werden, wenn es schief läuft. Je sensibler und fürsorglicher eine FemDom von Natur aus ist, umso mehr wird es sie belasten, wenn es ihm nicht gefällt, ihm nicht gut tut, er nicht so reagiert wie erwartet, er sogar ablehnend, abweisend, bockig, unnahbar und trotzig wird. Oder wenn die FemDom ihm zu sehr weh getan hat, ein Peitschenschlag daneben ging, eine andere Panne passiert ist oder sonst etwas völlig unangenehmes geschah. Und ja – solche Dinge passieren – und sie bedeuten keinen Weltuntergang, versprochen!!!
Selbstvorwürfe und Qualen wenn es daneben geht
Leider hängen wir dominanten Ladys manchmal fest, wenn wir so veranlagt sind. Das kommt daher, dass wir einfühlsam, empathisch und voller Liebe sind, für unseren Partner und Sub. Unser Sub ist uns nicht egal, im Gegenteil, er ist uns in einer Partnerschaft oft das Wichtigste. Trotzdem habe ich es sehr oft erlebt, dass wenn etwas unpassend für ihn war, er schon lange kein Problem mehr damit hatte, während ich mir immer noch den Kopf darüber zerbrach, es mir immer noch leid tat oder andere Gefühle mich quälten. Und das konnte durchaus lange dauern.
Fehler gehören dazu und bieten viel Potential
Nach und nach erkannte ich, dass jede Session das Potential hat, die beste ever zu werden, oder die schlechteste! Aber, und da kommt für mich der springende Punkt, genau das gilt es zu integrieren. Vor jeder Session hab ich ab da für mich selbst affirmiert: „Jede Session ist gut! Wenn es toll wird, Ekstase, Erregung und Freude, dann ist es einfach ein Highlight. Wenn es nicht klappt und aus welchen Gründen auch immer daneben geht, habe ich etwas gelernt und weiss es für das nächste Mal besser. Alles ist ok!“ Damit habe ich aufgehört, Perfektion von mir zu erwarten – und damit ist auch die Angst entschwunden. Denn das Resultat ist in jedem Fall immer gut! Und eine misslungene Session ist noch besser, als keine Session! Also, nur zu! Wenn es ihm nicht gefällt, hat er eben Pech gehabt und du weisst es ab da. Genau das was ihm nicht gefällt kannst du anwenden, wenn es ihm von dir aus gesehen eben nicht gefallen soll, zum Beispiel als Strafe! Es hat nicht funktioniert? Kein Problem, analysieren warum, was war das Problem, wie kann ich das das nächste Mal besser machen – und den Mut haben, es an einem anderen Tag wieder zu probieren. Abgesehen davon gibt es Dinge, die man mehr als einmal machen muss, damit sich das Potential dieses Szenarios entfalten kann. Nur nie nach dem ersten Mal aufgeben! Insbesondere wenn dir die Aktivität gefällt und dich anregen würde.
Beginn einer Session mit einem Ritual
Vom Alltag in die Session zu springen, bedarf tatsächlich eines kleinen Rituals. Darunter muss man sich nichts grossartiges vorstellen. Eine gute Möglichkeit ist, dass du deinem Partner einen Sub Namen gibst. Wenn du ihn mit diesem Namen ansprichst, fühlt er sich als Sub angesprochen. Du kannst beispielsweise sagen, Subname, geh und mach dich bereit, in 15 Minuten kniest du im Wohnzimmer an dieser Stelle! So hast auch du Zeit dich zu sammeln. Gut ist, wenn du dir einen roten Faden zurecht legst, zum Beispiel, ich möchte als erstes Sklavenhaltung üben, dann möchte ich ihn Fesseln, und danach soll er mich verwöhnen. Es muss dann aber nicht so gehen, es dient nur als Gerüst. Die Session mit dem Anlegen eines Halsbandes, Armbandes oder eines anderen Objekts, der ihn als Sub kennzeichnet weist ihm den Platz. Du musst dich auch nicht beeilen. Du kannst dich vor dem Sub hinsetzen, und ihm befehlen, stillschweigend deine Füsse zu massieren. Vielleicht kannst du ihm auftragen, dir ein Getränk deiner Wahl zuzubereiten, ihm selbst aber nur ein Glas Wasser zugestehen. Wenn er dich mit Argusaugen erwartungsvoll anschaut, und dich dies stresst, leg ihm eine Augenbinde an oder weise ihn an, sich mit dem Rücken zu dir hinzuknien. Damit schaufelst du dir etwas Freiraum um dich zu sammeln. Fliehe der Hektik, du musst nichts leisten, sondern du willst dich vergnügen, also mach dir keinen Stress. Atme tief durch, wenn nötig und überlege dir in Ruhe, was will ich als nächstes tun. Mit der Zeit wirst du solche Tricks gar nicht mehr nötig haben, aber am Anfang sind diese sehr hilfreich.
Viel Glück und alles Gute!
Lady Rose