Wer hat die Macht?
Eine eigenartige Frage in einem Femdomblog, oder doch nicht? Ob nun der Sub in einer Femdombeziehung die Macht hat, oder die FemDom, das wird jedoch gar nicht so selten diskutiert. Woher kommt das?
Der Sub und seine Grenzen und Tabus
BDSM soll in jedem Fall ‚consensual‘, also einvernehmlich stattfinden. Bei BDSM ist dies das wichtigste Gebot überhaupt. Geht man über die Abmachungen zwischen den Protagonisten hinweg, ist jeder Schlag mit der Peitsche nur noch Gewalt. Unterdrückung, Zwang und sexuelle Ausbeutung hat nichts mit BDSM zu tun. Geschehen solche Aktivitäten ohne Einwilligung des Subs, befindet man sich in einer kriminellen Arena und nicht mehr, wie gewünscht, in einer BDSM Beziehung.
Mit Malesubs formulierten Grenzen und Tabus wird es möglich, sich im passenden Rahmen zu bewegen. Tabus sind Praktiken, welche für den Sub ein absolutes NoGo sind. Diese dürfen auf keinen Fall durch die FemDom angetastet werden. Grenzen jedoch kann man beinahe geographisch verstehen: sie bedeuten, bis hierhin kann sich der Sub einer Spielart hingeben. Über diese Grenze hinaus, wird es für ihn sehr schwierig und im schlimmsten Fall kann es zu einem Absturz kommen. Mit seinen Grenzen und Tabus zeichnet der Sub sozusagen eine Landkarte, innerhalb dieser die FemDom sich austoben könnte, sollte sie es wollen.
Ist diese Landkarte die Peitsche des Subs?
Diese Landkarte, in denen die Grenzen und Tabus eingezeichnet sind, führt manchmal zu Fehlinterpretationen. So kann man in Foren beispielsweise öfters lesen: Eigentlich hat die/der Sub die Macht und führt psychologisch die Peitsche. Oder ähnlich: der aktive, dominante Part kann nur Wunscherfüller des devoten, passiven Partners sein, da dieser die Vorgaben aufstellt. Diese These hält sich an der Behauptung fest, dass der/die Dom nur tun kann, was die/der Sub will. Der dominante und sadistische Partner wird spannenderweise durch die Anhänger dieser These zum Diener seiner Mitspieler degradiert. Die Rollen verlieren unter diesem Kontext an Kontur oder vermischen sich und plötzlich ist nicht mehr klar, wer nun wirklich in der BDSM-Beziehung das Sagen hat.
Die FemDom bestimmt das Spiel!
Dem Sub nun indirekte Macht zuschreiben zu wollen, ist an den Haaren herbeigezogen. Wohin die Reise innerhalb der Landkarte geht, bestimmt die FemDom. Natürlich wird sie die Grenzen und Tabuzonen auf der Landkarte ihres devoten und masochistischen Partners berücksichtigen, schliesslich beherrscht sie das Kartenlesen. Doch reist sie mit ihrem Sub innerhalb des Femdomlandes dorthin, wo sie will. Und nicht nur das, es kann sein, dass sie ganze Regionen aus Subs Landkarte komplett auslässt, weil ihr die Landschaft oder das Klima nicht gefällt. Vielleicht ergreift sie grosse Lust, seine gezeichneten Gebiete zu erkunden und neue Abenteuer zu erleben, aber sie wird dabei die Führung nicht aus der Hand geben. Manchmal wird sie sogar ihren Sub in, für ihn unbekannte, Regionen entführen, weil ihre Lust noch viele andere Spiele kennt, die ihm noch fremd sind. Ist das Paar schon lange gemeinsam auf der Basis von Femdom unterwegs, wird sie vielleicht beginnen, vorsichtig einige Grenzen zu dehnen.
Auf jeden Fall lässt sie sich durch den Sub nicht drängen, sondern ihre Lust und Freude bestimmen das Spiel und das Tempo. Der Sub ist gut beraten, die Herrin nicht unter Druck zu setzen. Natürlich kann er ihr von seinen Erlebnissen und Wünschen erzählen und seinen Fantasien Farbe verleihen, um sie zu locken. Sollte er seine Herrin jedoch manipulieren wollen oder seinen Willen ihr gegenüber durchsetzen, wird er zweifelsfrei sein blaues Wunder erleben.
Die FemDom, welche nur ihm zu Liebe eine Rolle spielt
Sollte eine Frau nur ihrem Partner zuliebe als FemDom auftreten, jedoch innerlich eigentlich gar keine Lust auf BDSM haben, dann könnte die oben genannte These zutreffen. Sogar Dominanz als Charaktereigenschaft impliziert nicht automatisch SM-Neigungen. Eine im Grunde ihres Herzen eher devote Frau, möchte hingegen vielleicht nur ihren Mann glücklich machen, indem sie probiert und umsetzt, was er von ihr will. Ein Sub an der Leine, welcher die FemDom durch die Veranstaltung zieht, das ist durchaus häufig anzutreffen. Meistens endet eine solche überstülpte Femdombeziehung jedoch von alleine wieder und die beiden Partner müssen neue gemeinsame Wege und Möglichkeiten suchen. FemDom lässt sich nicht erzwingen; es muss eine Veranlagung dazu da sein und eine Lust seitens der Lady, über den Sub bestimmen zu wollen.
Ohne sein Dazutun geht nichts!
Natürlich gibt es die FemDom, die ihren Sub um 30 cm überragt, schwerer wiegt und stärker ist als er. Dies ist zweifelsfrei die Ausnahme. Meistens sind wir Damen unseren Subs kräftemässig ziemlich unterlegen. Sehr selten besitzt eine FemDom den schwarzen Gürtel in Karate oder ist sonst im Kampfsport ausgebildet. Wenn sich der Sklave einfach weigert, können wir FemDoms in der Regel nicht wie in einer klassischen Konstellation Maledom/Femsub, den renitenten Sub am Schlafittchen packen und unter Kraftanwendung dominieren. Diesen mit einer Hand bändigen und mit der anderen an die Heizung anketten, Fehlanzeige! Wir sind auf seine Mitarbeit angewiesen, sein freiwilliges Wollen. Es ist sehr wichtig, dass wir das auch wissen und gebührend berücksichtigen. Unsere weibliche Macht ist mental und emotional. Fällt der Sub von selbst auf die Knie, weil unsere Aura ihn dazu bringt, ohne dass wir den Finger krümmen müssen, so ist es diese Situation, wie wir sie uns wünschen. Meistens spielt genau dieses Wechselspiel zwischen der dominanten Lady und dem devoten Kerl die Hauptrolle und es klappt hervorragend zwischen den beiden.
Ist der Sub sicher gefesselt und angeschnallt, sind die Machtverhältnisse in Bezug auf seine Körperkraft natürlich ausgehebelt. Er kann uns nicht mehr entkommen. Natürlich passiert in einem solchen Augenblick etwas in unserem Inneren. Nicht dass wir das negativ ausnutzen möchten, aber wir geniessen es durchaus, ihn locker und sicher in unserer Macht zu haben. Bis er sein vorhandenes Safewort oder Zeichen benutzt, kann er an den Ketten reissen so viel er will, es wird ihm nichts nützen. In diesem Moment wird er sich gänzlich ausgeliefert fühlen; Macht und Ohnmacht regieren. Es entspricht jedoch seinen innersten Wünschen, auf diese Weise ausgeliefert zu sein, schliesslich hat er sich gerne anketten lassen.
Meistens jedoch ist der Sub im vollen Besitz seiner Bewegungsfreiheit und die extreme Form des Gefesselt-seins findet in ausgewählten Momenten in Sessions statt. Für den Rest der Zeit ist der Flow weiblicher Dominanz auf andere Weise gegenwärtig.
In einer Femdombeziehung im Alltag oder einer stabilen Spielbeziehung sind die Interaktionen vielfältig und meistens sind starke Emotionen mit im Spiel. Hier können Situationen auftreten, welche nicht voraussehbar sind. Eine Anweisung oder Forderung der FemDom kann einen unerwarteten Wutanfall beim Sub bewirken und für einen Adrenalinschub bei ihm sorgen. Diesen lässt ihn unter Umständen zum angriffigen Gorilla oder störrischen Esel werden. Er kann sich weigern, rebellieren und wütend davonstampfen. Unsere weibliche Körperkraft und Statur verhindert, dass wir reagieren können, wie es unser MaleDom Kollege tun könnte. Nicht selten sind wir Damen in einer solchen Situation machtlos und fühlen uns selbst verletzt oder wütend. Erst wenn sich die Gemüter beruhigt haben, können wir im Nachgang mit einer angemessenen Aktion oder Strafe den Fauxpas des Subs geraderücken. Es mag sein, dass nicht jede FemDom diese Meinung teilt. Ich finde jedoch, dass ein gesunder Sinn für die Realität so manche heftige Krise im Keime ersticken kann. Wir FemDoms müssen mit den Dingen, wie sie sich uns bieten, umgehen können.
Worin besteht die Macht der FemDom?
Der Sub hat eine eigene Landkarte mitgebracht, mit Grenzen und Tabus und er gibt sich freiwillig der Dominanz der FemDom hin. Worin besteht jetzt die Macht der FemDom?
Die Macht der FemDom besteht aus ihrer dominanten Persönlichkeit, ihrem natürlichen Selbstvertrauen und ihrer Willenskraft, die wie zwei Sterne aus ihren Augen funkeln. Ihre Haltung wird Geradlinigkeit, Kraft und Stabilität ausstrahlen, welche beim Sub weiche Knie verursachen. So wird dieser oft wie bildlich besprochen auf die Knie fallen und ihre Füsse küssen.
Aber natürlich ist dies noch längst nicht alles. Die FemDom weiss was sie will und sie führt ihren Sub nach ihrem Gutdünken. Entscheidungen zu treffen ist ihr Ding. Oft ist eine FemDom sehr kreativ, liebt es zu spielen, mag es verwöhnt zu werden und lässt sich von ihrem Sub bedienen. Sein ganzes Betteln, Wehklagen und Fordern wird ihm nichts nützen, denn sie hat die Macht. Er sollte ihr vertrauen. Sie wird nichts von dem tun, was ihr nicht gefällt und ihre eigenen Grenzen und Tabus sind ihre fest verankerten Wegweiser. Sie kennt seine Wünsche und wird diese stets mit berücksichtigen und einbeziehen. Sie wird es verstehen, aus ihren eigenen Wunschvorstellungen und seinen Sehnsüchten einen Tanz zu choreographieren, die beide gleichermassen glücklich macht und auf wunderbare Weise abheben lässt!